Wave-Gotik-Treffen 2009
Endlich Pfingsten! Endlich WGT! Dieses mal sind wir zu viert im Strich Acht nach Leipzig gereist um uns unter das schwarze Volk zu mischen und mit normalen Menschen das Pfingstfest zu begehen. Die Reise lief problemfrei und am Freitagmittag konnten wir ohne Wartezeit unsere Bändchen an der AGRA (juhu, dieses Jahr in meiner Lieblingsfarbe) entgegennhehmen.
Dann hieß es aufhübschen und ab zum Werk II. Leandra, Staubkind und Tyske Ludder waren unsere individuellen Opener. Na gut, es waren noch tausende weiterer Stiefelträger mit uns da und die Location war bis zum Anschlag voll. Voll ist es dieses Jahr ständig und überall. Und laut. Ach meine armen Ohren, wo sind nur die Soundfetischisten alle hin und die viel wichtigere Frage, warum arbeitet keiner von denen auf dem WGT ? Die Umweltvrschmutzung durch Lärm kann man in seiner schönsten Form in der AGRA-Shopping-Mall erleben. Hier versuchen alle Verkäufer nicht nur den eigenen Stand sondern gleich die ganze Halle mit der persönlichen Lieblingsmusik zu beglücken. Ich rate dringend ein zentral gesteuertes Musikkonzept für diese Örtlichkeit zu diktieren.
Den Abend haben wir gepflegt in der Moritzbastei aus“klingen“ lassen. Spagetti Bolognese schmecken um 1.30 Uhr immer noch am Besten.
Am Samstag dann die Überraschung: Es gab Musik. Zuerst von Cordes Obliques im Schauspielhaus. Danach von VNV-Nation in der AGRA. So unterscheidlich die Kapellen von ihrer musikalischen Aurichtung auch sind, sie haben beide ihren Anspruch an einen bestmöglichen Klang umgesetzt. Ok, in der AGRA ist das nicht berrauschend, es muss aber auch nicht beleidigend sein.
Am „Abend“ (1.00 Uhr) waren wir noch im Tanzsalon der AGRA. Hier fiel mir ein junger Mann mit einem Schallmeßgerät auf. Interessiert betrachtete ich seine Arbeit und er zeigte mir freundlich seine bisherigen Meßergebnisse. Die Dauerbeschallung lag in den unteren Frequenzen konsequent zwischen 115 und 117 db, die Mitten und Höhen bei 95 db. Er schrie mir ins Ohr, dass er Schallmessungen durchführe um nachzuweisen, dass diese Hallen für derartige Veranstaltungen optimal geeignet seien. Jobs gibts, da kommt man von alleine nie drauf…
Das jahrealte Gerücht, dass es bald vorbei sein könnte mit dem WGT auf dem Gelände der AGRA, wurde nicht zuletzt dadurch wiederbelebt, dass der freundliche Messmann sagte, das Veranstaltungsgelände sei verkauft und es entstünde ein Neubaugebiet. Wer schon mal in Leipzig war, weiss natürlich von der Wohnraumknappheit, insbesondere in der Innenstadt, zu berichten. Da leuchten expansorische Pläne für Häuslebauer sofort ein. Der erwartbare Zuzug der vom Wohlstand frustrierten westdeutschen Frührentner scheint unmittelbar bevor zu stehen und da kann, nein muss, eine Landeshauptstadt gut vorbereitet sein. Laut Pressemitteilung der Stadt Leipzig läuft die Galgenfrist für das WGT auf dem AGRA-Gelände 2013 ab.
Was gab es sonst noch auf die Ohren? Geplant war ein gepflegter Ausklang mit den alten Bekannten von QNTAL im Schauspeilhaus (wegen der bequemen Sitze und dem Klang). Leider war die Schlange bereits 3 Stunden vor dem Konzert so lang, dass wir uns diesen Act einfach fürs Amphi-Festival in ein paar Wochen aufheben müssen. Stattdessen sind wir mal wieder zum Abschluss unserer Konzertreise im Kolrabizirkus gelandet, haben noch ein bisschen Gedröne von Agonoize mitgekriegt und uns dann von Kein Mehrheit für die Mitleid die Trommelfelle massieren lassen. Diese Ansammlung verbrauchter Möchtegern-Punks hat erwartungsgemäß den Ursound aus der Anfangszeit des Industrial zum Besten gegeben, blieben aber deutlich hinter der Leistung auf den Tonträgern zurück. Das beobachte ich jetzt schon bei mehreren Rentnerbands: Ob Cassandra Complex, Fields of the Nephilim oder auch Project Pitchfork, der Sound funktioniert nur noch, weil man im Kopf die schöne Version vom Band abruft und über den Lifesound legt. Da wünsche ich mir doch ein ehrliches Playback! Es ist nunmal nicht jedem gegeben, wie Johnny Cash bis zum bittersüßen Ende performen zu können.
In der Qulität gleichbleibend auf dem WGT war wieder die nächtliche Verköstigung in der Moritzbastei, für mich situativ einfach nur perfekt, im Nachgang habe ich mit den Kilos noch ein wenig zu kämpfen. Dieses Jahr fehlte mir ganz besonders dieses lecker mit Kräutern zugeworfene Fleisch am Grillspieß, eine echte Versorgungslücke im Heidnischen Dorf.
Total übertrieben war zudem der Stau auf der Rückfahrt am Dienstag. Acht Sunden im Auto sind nach so einem Wochenende einfach etwas zu lang. Na dann, bis zum nächsten Jahr.
Hier ein paar Eindrücke, mehr gibt es wie immer auf www.werturteilsfrei.de
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