Surferträume am Bodensee

Das Hotel Viva Paradise Island in Konstanz-Litzelstetten lädt seine Gäste ein, in Themenzimmern ihre Nachtruhe zu finden. Das Zufallsprinzip bei der Buchung bescherte mir ein Zimmer, ich tippe mal, zum Thema „Peterchens Mondfahrt“. Mein Zimmer befindet sich im blauen Flügel und die Innenarchitekten haben es mal so richtig krachen lassen: Dunkelblauglitzernder Badboden und passendes Waschbecken korrespondieren mit den unzähligen großen und kleinen blauen Sternen, die auf die Wände im Schlafraum gepinselt wurden. Auf dem Schreibtisch wohnt ein Sternenhimmelglobus und mein Zimmer hört auf den Namen Stella. Ansonsten ist die Einrichtung nüchtern, aber wertig. Soweit das Auge es beurteilen kann ist alles sauber und geordnet. Blöderweise ist der Ort Konstanz-Litzelstetten gar nicht in Konstanz, sondern sechs Kilometer vom Stadtkern entfernt. Hier findet man also Ruhe und Ruhe, wahlweise auch kombiniert mit Ruhe.

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Ein kleiner Fußmarsch von 10 min. genügt, schon steht man am Bodensee. Hier hat man die Möglichkeit die Insel Mainau aus der Distanz zu betrachten, ebenso liegt das Kloster Birnau in guter Feldstecherentfernung. _DSC5738-web

Kein touristisches Highlight biedert sich dem Erholungsbedürftigen an, und der Bodensee hat zu Beginn des Herbstes sein moderig-fauliges Geruchsgewand übergeworfen. Dieser Mief wird im Ferienort Litzelstetten flächendeckend durch die Kanalisation geleitet und steht somit auch in den Hotelzimmern zur Verfügung. Naturnahe Erholung ist hier nicht nur eine Worthülse, sondern wird ganzheitlich umgesetzt.

Das Abendessen in der Klischeedeko Hawaii-Surfer-Bar des Hotels fällt eher bescheiden aus. Das Restaurant lockt mit Gerichten vom Grill. Die Köche lassen sich durch eine Glasscheibe auf die Finger gucken und beeindrucken mit gelegentlichen Flammenspektakeln am Grillgerät. Mein Rumpsteak war recht kompakt geraten, fest im Biss mit einem rosaroten Kern. Die Bedienung wollte erst gar nicht wissen, wie ich meine gelegentliche Portion tierisches Eiweis zu genießen gedenke, so konnte aus ihrer Sicht wohl auch nichts schief gehen. Mir fehlte aber vor allem der Grillgeschmack. Zum Runterspülen wurde ein Lokalbier namens Meckatzer gereicht, weiches, leicht süßliches Mädchenbier vom Faß für €2,40 für das mit 0,3l gefüllte Glas. (Rumpsteak-Grill €13, die Fritten gingen extra für €3. Für ein 3.700-Seelen-Dorf im Grenzgebiet schon recht ordentliche Gebühren).

Die Nachtruhe wurde eingeleitet durch eine beinahe erfolgreich verdrängte Kindheitserinnerung: In meinem Startrek-Zimmer strahlte mir, kaum hatte ich das Licht ausgeschaltet, ein phosphorgelber Sternenhimmel von der Zimmerdecke entgegen. Ich schwankte innerlich zwischen Erheiterung und Fassungslosigkeit, dann schlief ich ein.

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