Früher, als ich noch mit meinen Eltern zur Kirche ging, habe ich nie gefastet. Ich fand das verlogen und peinlich. Seit einigen Jahren aber haben wir mit einer wachsenden Anzahl von Freunden eine reizvolle Herausforderung darin gefunden, uns in der Fastenzeit so sehr lieb gewonnen Angewohnheiten zu enthalten. Egal ob Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Kaffee oder Fernsehen gefastet wird, jeder macht das für sich und sucht sich seine eigene Herausforderung.
Manchmal haben wir während dieser Wochen für uns gemerkt, dass wir auch gut dauerhaft auf das Weggelassene verichten können. So haben wir z.B. unseren Fernseher 2008 abgeschafft.
Dieses Jahr haben wir die Fastenzeit genutzt, um Plastik zu fasten. Wir haben nicht gleich unsere Zahnbürste gegen einen Schrubber aus Holz und Naturborsten getauscht oder unserem Kind den Schnuller und die Legosteine weggenommen. Wir wollten bei den Gütern des täglichen Bedarfs auf dieses Material verzichten.
Es war ein einziges Scheitern! Wir bekamen schnell das Gefühl, wir müssten verhungern, wenn wir das radikal durchziehen würden.
Das Gelingen und Scheitern am Beispiel Lebensmittel sah so aus:
Frühstück
– Müsli gibt es nicht ohne Plastikverpackung
+ Milch und Joghurt gibt es in Glasflaschen
+ Kaffeebohnen gibt es bei unserer Rösterei in Papiertüten
– Frischkäse gibt es nicht ohne Plastikverpackung
+ Brot hat kein Verpackungsproblem
Zwischendurch
+ Heissgetränke können ohne Plastikdeckel und im Pappbecher „to go“ geordert werden. Eigene Thermobecher werden ungern gefüllt (und bestehen zudem zum Großteil aus Plastik)
Mittagessen
+ kein Problem. Die Mensa bietet plastikfreie warme (vegane) Mahlzeiten und eine Salatbar (keine Ahnung, was die Großküche an Plastikmüll produziert)
Abendessen
– selbst der Käse aus dem Bioladen wird an der Frischetheke in Plastikfolie gewickelt
+ Nudeln gibt es auch in Pappkartons
+ ein paar Gemüsesorten sind nicht eingeschweisst (komischerweise aber alle Bio-Gemüse)
– Tofu, Grünkerngedöns und anderes Vegifutter ist durchgehend in Plastik verpackt
An unserem sich nur langsam füllenden Mülleimer haben wir es gemerkt, dass wir unser Einkaufsverhalten deutlich verändert haben. Wir sind fest entschlossen, die plastiklosen Alternativen, die wir gefunden haben, auf unbestimmte Zeit in unseren Warenkorb zu übernehmen. Überrascht hat uns, dass gerade in der Bio-und Vegi-Einkaufswelt Plastik das vorherrschende Verpackungsmaterial ist.
Vielleicht fragt ihr euch, warum wir uns das Leben auf diese Weise verkomplizieren? Wir glauben, dass wir Teil eines unübersehbaren globalen Problems sind!
Hier einige Beispiele:
Spiegel-Online Meldung über einen verendeten Pottwal an Spaniens Südküste.
Wir hatten es geahnt, dass der totale Verzicht auf Plastikverpackungen unmöglich sein würde. Es hat uns aber überrascht, wie viel weniger Plastik wir konsumieren konnten in den letzten Wochen, ohne dass wir darben mussten.
Und weil Gruftis für alle Lebenslagen die passende Musik parat haben, hier die Songs zum Post: