Archive for the Essen und Trinken Category

Plastik ohne Ende

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , , on 30. März 2013 by tobikult

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Früher, als ich noch mit meinen Eltern zur Kirche ging, habe ich nie gefastet. Ich fand das verlogen und peinlich. Seit einigen Jahren aber haben wir mit einer wachsenden Anzahl von Freunden eine reizvolle Herausforderung darin gefunden, uns in der Fastenzeit so sehr lieb gewonnen Angewohnheiten zu enthalten. Egal ob Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Kaffee oder Fernsehen gefastet wird, jeder macht das für sich und sucht sich seine eigene Herausforderung.

Manchmal haben wir während dieser Wochen für uns gemerkt, dass wir auch gut dauerhaft auf das Weggelassene verichten können. So haben wir z.B. unseren Fernseher 2008 abgeschafft.

Dieses Jahr haben wir die Fastenzeit genutzt, um Plastik zu fasten. Wir haben nicht gleich unsere Zahnbürste gegen einen Schrubber aus Holz und Naturborsten getauscht oder unserem Kind den Schnuller und die Legosteine weggenommen. Wir wollten bei den Gütern des täglichen Bedarfs auf dieses Material verzichten.

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Es war ein einziges Scheitern! Wir bekamen schnell das Gefühl, wir müssten verhungern, wenn wir das radikal durchziehen würden.

Das Gelingen und Scheitern am Beispiel Lebensmittel sah so aus:

Frühstück

– Müsli gibt es nicht ohne Plastikverpackung
+ Milch und Joghurt gibt es in Glasflaschen
+ Kaffeebohnen gibt es bei unserer Rösterei in Papiertüten
– Frischkäse gibt es nicht ohne Plastikverpackung
+ Brot hat kein Verpackungsproblem

Zwischendurch

+ Heissgetränke können ohne Plastikdeckel und im Pappbecher „to go“ geordert werden. Eigene Thermobecher werden ungern gefüllt (und bestehen zudem zum Großteil aus Plastik)

Mittagessen

+ kein Problem. Die Mensa bietet plastikfreie warme (vegane) Mahlzeiten und eine Salatbar (keine Ahnung, was die Großküche an Plastikmüll produziert)

Abendessen

– selbst der Käse aus dem Bioladen wird an der Frischetheke in Plastikfolie gewickelt
+ Nudeln gibt es auch in Pappkartons
+ ein paar Gemüsesorten sind nicht eingeschweisst (komischerweise aber alle Bio-Gemüse)
– Tofu, Grünkerngedöns und anderes Vegifutter ist durchgehend in Plastik verpackt

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An unserem sich nur langsam füllenden Mülleimer haben wir es gemerkt, dass wir unser Einkaufsverhalten deutlich verändert haben. Wir sind fest entschlossen, die plastiklosen Alternativen, die wir gefunden haben, auf unbestimmte Zeit in unseren Warenkorb zu übernehmen. Überrascht hat uns, dass gerade in der Bio-und Vegi-Einkaufswelt Plastik das vorherrschende Verpackungsmaterial ist.

Vielleicht fragt ihr euch, warum wir uns das Leben auf diese Weise verkomplizieren? Wir glauben, dass wir Teil eines unübersehbaren globalen Problems sind!

Hier einige Beispiele:

Spiegel-Online Meldung über einen verendeten Pottwal an Spaniens Südküste.

Wir hatten es geahnt, dass der totale Verzicht auf Plastikverpackungen unmöglich sein würde. Es hat uns aber überrascht, wie viel weniger Plastik wir konsumieren konnten in den letzten Wochen, ohne dass wir darben mussten.

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Und weil Gruftis für alle Lebenslagen die passende Musik parat haben, hier die Songs zum Post:

Ausgeweidet

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , on 9. Dezember 2012 by tobikult

Unser Sohn pflegt grausame Praktiken am Küchentisch. Nichts für schwache Nerven.

stutenkerl-grausam

 

Wer schneller lebt, ist früher fertig

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , on 23. Juli 2012 by tobikult

Unser Bio-Supermarkt um die Ecke wird mir immer suspekter. Bisher dachte ich, Nachhaltigkeit hätte etwas mit einem langen Atem zu tun, würde sogar über die eigene Lebensspanne hinaus reichen können.

Denkste!

Nachhaltigkeit dauert genau 30 Tage und war im Juni diesen Jahres!

😯

Wieder was gelernt und blöderweise voll verpasst.

😦

Wer auch noch glaubt, Bio hätte etwas mit ökologischer Verantwortung zu tun, der muss nur genauer hinsehen und das Kleingedruckte lesen (wie so oft im Leben). Hier das Etikett unseres letzten Kartoffel-Einkaufs:

Bio-Kartoffeln aus Ägypten?

twisted 😈twisted

Aber dafür von Demeter! Ihr wisst schon, das sind die, die mit sphärischen Gesängen nur bei bestimmten Mondphasen die Erdäpfel von Hand aus dem Boden massieren.

Hauptsache, uns schmeckt es und wir haben ein reines Gewissen. Und das sogar nachhaltig.

Schwarzer Engel

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , , , , , , , , , on 27. November 2011 by tobikult

Für Banker und deren Speichellecker ist es ein Leichtes in St. Gallen auszugehen. Jedes Café gibt sich hier als hippe Lounge oder gleich als Club. Etablissements, denen dies partout nicht gelingen will, setzen auf folkloristisches Ambiente, inklusive Kitschfalle für Touristen.

Wohin also mit seinem Selbstausgrenzungsdrang und dem Wunsch, randgruppenfreundlich auszugehen?

Hier bietet die Genossenschaft „Schwarzer Engel“ eine Bar, ein Restaurant, eine Kleinkunstbühne und ein 1-Zimmer-Hotel unter einem Dach an.

Was sich nach Einbruch der Dunkelheit auf der Engelgasse und im Lokal als aufmüpfig-lauter schwarzbunter Treffpunkt und als Schwesterlokal zur Heidelberger Sonderbar präsentiert, hat auch bei Tageslicht geöffnet und ist eine Einkehr wert. Frühstück bis 15:00 Uhr und ein warmes Tellergericht aus der Volksküche stehen zur Auswahl.

Heute gab es lecker Rösti mit Käse und Ei. Alles natürlich aus fairen, bio und regionalen Quellen.

Dazu wird kritische Tagespresse gereicht und bei Gesprächsbedarf ein familiärer Umgangston angeboten.

Gibt es das auch in schwarz?

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , on 9. Oktober 2011 by tobikult

Endlich werden Gummibärchen auch in meiner Lieblingsfarbe hergestellt!

Haribo Schwarzbären

Aus Protest betrunken

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , on 24. Oktober 2010 by tobikult

Wir erweitern unser verantwortungsvolles Miteinander um noch eine Tugend:

Trinken gegen Stuttgart 21.
„21 Cent pro Flasche gehen an den Widerstand!“
Na dann Prost.

Bezeichnenderweise ist das Bier nicht mal bis zur nächsten Landtagswahl haltbar.

Wenn die Bildung versagt

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , on 28. August 2010 by tobikult

Die Meere sind überfischt. Der Einzelhandel hat aber schon eine Lösung parat. Oder fehlt schlicht das Fachpersonal?

werturteilsfrei.de-tour 2010

Posted in allgemein, Essen und Trinken, Mobiles Kulturgut, strich acht with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , on 24. August 2010 by tobikult

Die diesjährige werturteilsfrei.de-tour hat uns (parasita und tobikult) quer durch Osteuropa bis nach Istanbul geführt. Mit unserem 39 Jahre alten Mercedes-Benz 200/8 sind wir 5300 km gefahren, haben 9 Länder bereist und 610 Liter Kraftstoff unterschiedlicher Güte vernichtet. Der Roadtrip wurde für uns zu einer erlebnisreichen Reise, die uns eine Menge gelehrt hat. Über unsere Lernfortschritte haben wir regelmäßig Buch geführt und teilen unsere neuen Erkenntisse gerne mit Euch.

In den nächsten Tagen folgen dann noch die beiden Bilddokumentationen „Schöne Bilder“ und „Schlimme Bilder“ .

Nun aber erst einmal Bildungsfernsehen:

Was haben wir gelernt?

  • Wiener sind freundlicher als ihr Ruf, trinken gern Averna zum Bier. Man kann dort mit dem Auto bis zum Grab fahren (nicht nur beim letzten Mal).

    Auf dem Weg zu Falcos Grab.

    Auf dem Weg zu Falcos Grab.

  • Ungarn(er) sehen aus wie Russen, haben ein Faible für sportive Freizeitkleidung aus Ballonseide amerikanischer Marken.
  • Der ungarische Mann muß wohl ein Kunststück können, da er trotz seines Äußeren das blonde Regionalmodel (mit Gürtel und High Heels) seine Begleitung nennen kann.
  • Der Rumäne sieht dem Ungarn recht ähnlich, ist aber zu seiner Wohlgenährtheit auch noch sonnengebräunt.
    Das regionale Schönheitsideal.

    Das regionale Schönheitsideal.

  • Wie es unsere holländische Wirtin auf dem rumänischen Campingplatz auf den Punkt brachte, sind die Rumänen durchweg liebenswerte Menschen – „gibt man ihnen aber ein Auto, wechseln sie ihren Charakter“. Dem eigenen Ego scheint es unerträglich, dass noch jemand vor ihm fährt. Todesmutige, aber aus rumänischer Sicht unausweichliche Überholmanöver sind die Folge. Absurde Ausmaße dieses Überholdranges zeigen sich im Falle eines Staus: Ist die Gegenfahrbahn frei, drängen etliche Fahrzeuge auf die linke Spur, ohne Chance auf Wiedereingliederung in den stehenden Verkehr.

    Wenn Verkehr sich unerwartet entwickelt...

Ein Teil der Reisegruppe hat gelernt: Camping ist Scheiße. Der zweite Teil sucht noch Gründe. Gründe vom ersten Teil der Reisegruppe zum Thema „Camping ist Scheiße“:

  • Wir teilen mit 60 Fremden die Dusche.

    Bulgarische "Nasszelle".

  • Wir konkurrieren mit den Pferden und Kühen um die gefräßigsten Insekten. (Randnotiz: Jede Spezies scheint die Weltherrschaft anzustreben. Wir sehen ein, die Insekten haben längst gewonnen.)
  • Das kulinarische Repertoire ist ob nur einer Herdplatte eingeschränkt.
  • Die Nachbarn ziehen auch noch nach 22 Uhr ein und die Wohnungswände bestehen lediglich aus zwei Tuchbahnen.
  • Um 22 Uhr geht das Licht aus und jede Verlängerung der lichten Wachzeit kollidiert mit Punkt 2 dieser Liste.
  • Das ist nicht mein Bett und erst recht nicht mein Kopfkissen!
  • Zeltplätze sind immer außerhalb!

Teil 2 der Reisegruppe hat das wohl in der Vorbereitung des Roadtrip missverstanden und fragt sich, warum wir 500 EUR für ein großes Zelt, High-End-Luftmatratzen, Kissen, Kocher etc. ausgegeben haben. Es folgen nun die Gründe für Camping:

  • Das Essen ist ob der einen Herdplatte einfach, aber man weiß wenigstens was drin ist.
  • Den Blick auf den wunderschönen Sternenhimmel gibt’s nur, wenn man durchs Freie aufs Klo muß.
  • Camping schafft erst Okkassionen  für bewunderungswürdige Heldentaten („ICH habe Feuer gemacht!“)
  • Hunde, Frösche, Grillen usw. gehören halt dazu. Is Natur, Mensch!

Fortsetzung unserer allg. „Was haben wir gelernt?„-Liste:

  • Ungarinnen und Rumäninnen haben gute Erbanlagen (oder machen High Heels so schlank?) und geben ständig damit an.
  • Wer in Kronstadt „two Gott, please“ sagt, bekommt zwei Bier.

    Gott ist ein Getränk!

    Gott ist ein Getränk!

  • In Rumänien gibt es mehr Profil-Straßenhunde als freilaufende.
  • Rumänischer Diesel verbrennt wie Schweröl.
  • Dacia ist kein Auto, sondern ein Zustand.

    Renn-Dacia, als Renault getarnt.

    Der treue Begleiter, auch in Zukunft.

  • In Rumänien gibt es mehr Hunde als Autos. Tendenz fallend.

    Kühe, Pferde, Esel, Hunde, Katzen...

  • Holländer sind die Könige unter den Campern. Auch als Zeltplatzbetreiber.
  • Eforie-Nord: Slum-Holidays. Die grillen dort ganze Katzen. Wacken war ein Kindergeburtstag dagegen.
  • Auch für Bulgaren gilt: Plautze rulez!

    Bauchfrei, jetzt auch für ganze Kerle!

  • Der in Bulgarien traditionelle Schnaps vorm Essen ist unnötig. Man braucht ihn während des gesamten Essens.

    Der bulgarische "Hirtenteller".

  • In Bulgarien ist Rauchen und Händchenhalten im Aufzug verboten.

    Klare Anweisungen für korrektes Verhalten.

  • Die bulgarischen Straßen sind im Norden besser als ihr Ruf, im Süden nicht.

    Die Betonbrücken sahen gefährlicher aus.

    Ernstzunehmende Warnung.

  • Der ADAC hat nicht immer Recht. Zumindest nicht in Südosteuropa.
  • Camping hat nichts mit Zelten zu tun.
  • Die Bulgaren halten 50 CENT  für Heavy Metal.

    Metal ist, was gefällt.

  • An rand-europäischen Grenzübergänzen dreht man immer eine Extrarunde. („Sie brauchen noch einen Stempel. Den bekommen Sie da hinten.“)
  • Je höher der Stellenwert der Religion im Leben eines Mannes, desto länger sein Bart.
  • Das Reisen ist nicht so gefährlich wie das Auswärtige Amt sagt, aber auch nicht so harmlos wie der ADAC meint.
  • Die Autobahnen in der Türkei sind total leer. Kein Wunder, die fahren alle in der Stadt rum.
  • Brot backen können nur die Deutschen.
  • Wenn Galata Saray spielt und der Muezzin ruft, bleiben die Kneipen voll und die Moschee leer.
  • Istanbuler sind Katzenmenschen. Die Hunde sehen aus wie Sau, aber die Katzen kriegen überall Futter.

    Istanbul, das Katzenparadies.

  • Asien ist auch ganz hübsch.
  • Die Türken erzählen sich schlimme Dinge über die Bulgaren.
  • Sie haben recht. Vor allem im Bezug auf das gestreckte Benzin und die Schandtaten der Polizei.
  • Heimreisen ist eine Kunst, die es zu erlernen gilt.
  • Mit der Aufnahme Bulgariens in die EU sind wir in diesem Verbund um eine Facette eines Willkürstaats „reicher“.
  • Herr Schubert (w115) hat in der Türkei keine Brüder und Schwestern mehr, auch kaum Cousins und Cousinen (w123).

    Ein seltener Anblick in Südosteuropa.

  • Was auch immer die serbischen Grenzer bei uns suchten, als sie den Wagen auseinander nahmen, sie haben es nicht gefunden.
  • Serbiens Autoput ist hinsichtlich des Straßenbelags besser als sein Ruf.
  • Slowenien hat die besten und schönsten Autobahnen in Europa.
  • Slowenien ist Klein-Österreich, nur dass die Sprache anders ist.
  • Ein „Auto-Yoga-Handbuch“ wäre ein guter Reisebegleiter gewesen.

Es gibt immer eine Alternative!

Posted in allgemein, Essen und Trinken with tags , , , , , , on 7. Juli 2010 by tobikult

Wenn Frau Merkel ihre Entscheidungen rechtfertigt, dann gerne mit dem Hinweis: „Das ist alternativlos.“ Was für ein Job! Ohne Wahlmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume würde ich mich schnell fragen, ob ich einen qualifikationsadäquaten Arbeitsplatz erwischt hätte. Vielleicht hatte Herr Köhler ja kürzlich ähnliche Gedanken, wer weiss.

Ich bin der Meinung, dass es immer eine Alternative gibt.

Nehmen wir zum Beispiel die schockierende Pressemeldung, dass der rote Thunfisch ausstirbt und kurzfristig ein EU-weites Fang- und Handelsverbot auf den Weg gebracht wird. Meine erste Reaktion war: Heute abend unbedingt nochmal ordentlich Sushi essen gehen! Mein soziales Umfeld fand das unangemessen und wer will schon als schäbbiger Artenvernichter stigmatisiert werden? Also habe ich mich um eine Alternative bemüht und ein Glas Rollmöpse gekauft.

Ich bin gespannt, wie meine Freunde auf die Einladung zum German-Sushi reagieren werden.

© tobikult

© tobikult

PS: Außerdem wollte ich schon immer einmal einen Artikel schreiben, in dem ich eine Verbindung zwischen Merkel und Rollmöpsen herstelle.

MoschMosch

Posted in Essen und Trinken with tags , , , , , , , , , , , on 17. Juni 2010 by tobikult

MoschMosch ist nicht die Steigerung eines rüpelhaften Tanzstils sondern ein Gastro-Franchise-Konzept. Heidelberg hat jetzt auch so ein MoschMosch-Restaurant. In bester Lage auf der Hauptstraße lockte uns das puristische Möbeldesign und die Lust auf gesundes japanisches Essen, wie wir es von wagamama in London kennen, zu einem Testessen.

Die Sitzmöbel wirken ein wenig gebrechlich, die Hocker und 2er-Bänke haben aber auch ganze Kerle einen Abend mühelos ertragen.

Ansonsten geht es dem Heidelberger MoschMosch so wie den Hessen. Sie müssen ohne Koch auskommen. Was für ein ganzes Bundesland nach einer späten Gnade schmeckt, sollte uns an diesem Abend wie eine fernöstliche Werkstoffprüfung von Geduldsfäden vorkommen. Und das ging so:

Wir bestellten um kurz nach 20:00 Uhr unsere Vor- und Hauptspeisen sowie den ersten Satz Getränke. Der Bierpreis liegt bei 3,00 EUR für 0,4l Krombacher, durchschnittlicher Altstadtpreis.

Die Getränke kamen nach kurzer Zeit an unseren Tisch und alles wirkte auf uns, als ob hier ein funktionierendes System neumodischer Systemgastronomie seine Arbeit aufgenommen hätte. Als jedoch um 20:50 Uhr noch kein Essen in Sicht war, haben wir uns freundlich fragend danach erkundigt. Die Antwort kam sofort und schockierend ehrlich:„Wir haben zur Zeit keinen Koch, versuchen aber die Essen bald zu bringen.“ Schockschwere Not! Der bundesweite Fachkräftemangel ist offensichtlich ernster, als bisher von uns angenommen! Wir raten dringend, alle Opel-Mitarbeiter auf Gastro-Berufe umzuschulen, vielleicht haben wir dann noch eine Chance!

Um kurz nach 21:00 Uhr kamen die ersten der vielen Kellnerinnen mit Essenschalen aus der Küche gelaufen und unsere Stimmung hellte sich auf.  Unsere Gerichte waren aber nicht dabei. Das fiel auch unserer Bedienung auf und sie kam mit einer neuen Nachricht und mit leeren Händen aus der Küche zu uns: „Ihre Bestellung wurde versehntlich ‚aufgespießt‘, es wird jetzt aber vorgezogen.“ Da wir keine Ahnung von kopfloser Systemgastronomie haben, schauten wir nur verdutzt, konnten aber keinen Rat zur Besserung der Situation geben.

Unser Jungprofi für Hiobsbotschaften kam jetzt richtig in Schwung und wählte die bewährte Option „Der deutsche Kunde ist immer dann zufrieden, wenn er was geschenkt bekommt“. Das Essen war zwar immer noch nicht auf dem Tisch, aber wir bekamen jeder einen Gutschein geschenkt: Beim nächsten Besuch würden wir bei Bestellung von zwei Essen das günstigere geschenkt bekommen! Übergeben wurden uns die Pappkarten mit den Worten: „Falls ihr doch nochmal wiederkommen wollt.“

Das wirkte beinahe zynisch, in Anbetracht des fehlenden Erstessens das zweite kostenfrei in Aussicht zu stellen. Das fiel auch unserer Beschwerdemanagerin auf und sie legte unaufgefordert nach und bot an, die Erstgetränke nicht zu berechnen (@meine Begleitung: Ätsch! Das kommt davon, nach zehn Minuten theatralischem Studium der Getränkekarte doch stets die kleine Apfelsaft-Schorle zu wählen).

21:20 Uhr und die Vorspeise findet ihren Weg auf unseren Tisch:

Gefüllte Teigtaschen. Jeder Happen 1 EURO.

Gefüllte Teigtaschen. Jeder Happen 1 EURO.

21:40 Uhr. Es kommen drei der vier Hauptgerichte. Wir würzen alle ordentlich mit der Soßenauswahl nach, es soll ja nach etwas schmecken.

21:50 Uhr. Essen Nr. 4 erreicht unseren Tisch. Sieht lecker aus, ist aber frei vom zugesagten Hühnerfleisch. Unsere Service-Fachkraft: „Soll ich es nochmal mit in die Küche nehmen?“ Nur über unsere Leichen! Der Spatz in der Hand geht auch als kleines Huhn durch!

Nudeln mit ohne Huhn.

Im Ergebnis können wir der Welt mitteilen, dass unsere Geduldsfäden internationalen Qualitätsstandards entsprechen und wir derart wohlgenährt sind, dass wir während der täglichen Wachphase spontan über eine Stunde ohne feste Nahrung auskommen.