Archiv für Fetisch

Skurrile Vorweihnachtszeit

Posted in allgemein with tags , , on 13. Oktober 2009 by tobikult

Was bitteschön soll der Kunde hiervon halten?
Sich einen Adventskalender bereits im Oktober an die Wand zu hängen, mag ein aufregendes Abenteuer für schokogierige Masochisten sein. Der vermeintliche Verkauf von Inkontinenzartikeln in dieser vorweihnachtlichen Verpackungsspezialität zielt entweder auf die Konsumentengruppe der Neugeborenen, Greise oder entsprechend orientierten Fetischisten ab. Jahresendzeitstimmung kommt bei mir nicht auf, beherzigt doch der geschulte Werbepsychologe, niemals Schokolade in die thematische Nähe zu Körperausscheidungen zu bringen.

Stark im Preis ist das Produkt, da gibt es nichts.

Konsum ist Religion

Posted in allgemein, Kultur with tags , , , on 12. Oktober 2009 by tobikult

Dieses Wochenende haben wir uns in einem außergewöhnlichen Tempel umgeschaut. Das Gotteshaus in Frankfurt heißt MyZeil und ist eine moderne Kathedrale des Konsums, entworfen von Massimiliano Fuksas. Der Prachtbau spiegelt konsequent alle wichtigen Elemente der verbreiteten Glaubensrichtung Konsum wider: Viel Glas, um das Dogma „sehen und gesehen werden“ erlebbar zu machen, und kilometerlange Rolltreppen, die in alle Himmelsrichtungen führen, um die Mobilität und Dynamik der Glaubensjünger zu unterstützen. So gelangt man mühelos zu den Gebetsräumen der Weltmarken, die sich über fünf Etagen den Heilsuchenden anbieten.

Der Glaubenssatz „Dein Automobil sei Dein teuerster Fetisch“ wurde brilliant in den Einkaufsgottesdienst integriert, indem man in MyZeil nicht einfach in einer Tiefgarage parkiert. Hier positioniert man sein Markengefährt in der „World of Parking“ und drückt seine emotionale Verbundenheit mit den Brüdern und Schwestern in den anderen Glaubenshochburgen der Welt aus, indem man sein Parkdeck bewußt aus „Amsterdam“, „Budapest“, „Cairo“ und „Dubai“ wählt.

Erschrocken waren wir, als wir feststellen mußten, dass es an etlichen Stellen in die heiligen Hallen hineinregnete. Vor solchen Sorgen und Leiden dieser Religionsgemeinschaft darf die Gesellschaft nicht die Augen verschließen und sie muß die Politik zum Handeln auffordern. Schutzatmosphären für Konsumgläubige müssen konsequent weiterentwickelt und so eine ungetrübte Ausübung der religösen Riten und Bräuche sichergestellt werden.

Desweiteren benötigen wir, analog zu Gebetsräumen für Muslime an Schulen, Einkaufspassagen auf den Schulhöfen. Wenn dies nicht zügig zu realisieren ist, dann könnten wir auch den Schulbetrieb in die Konsumkirche verlegen; viele Schüler verbringen ihre Schulzeit bereits heute aus tiefer religiöser Überzeugung dort. Es gibt vielversprechende, weltweite Pilotprojekte bei traditionellen Glaubensgemeinschaften in Sachen Integration der Schule in die Gotteshäuser, auf deren Erfahrungen wir aufbauen können.

Schließen wollen wir die heutige Andacht mit den Worten des Propheten Ben Sherman von 1963: „Looking good isn’t important. It’s everything.“ Amen.

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Warenfetisch

Posted in Essen und Trinken, Kultur with tags , , , , , on 4. Oktober 2009 by tobikult

Als Karl Marx eine Erklärung für das scheinbare Eigenleben der Waren im Kapitalismus suchte, hat er sich leider nicht weiterführend zu den Motiven gezielten Käuferverhaltens geäußert. Damals ging man eben zu dem Fleischer, bei dem es das letzte Mal keine Salmonellenvergiftung gratis dazu gab, ein paar Schuster warben in der Stadt um die Gunst der Plattfüße und die Kraftdroschke sollte erst noch erfunden werden.

Heute genügt ein Blick in den Kühlschrank, schon kann man sehen, ob man es mit einem Fetischisten zu tun hat. Hier mein Outing, ich nenne diesen meinen Fetisch „Französisch-Amerikanische Freundschaft“:

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