Archiv für Frankfurt

Nachtleben abreißen!

Posted in Kultur with tags , , , , , , on 6. August 2015 by tobikult

Life After Death II

The Creepshow | Nachtleben Frankfurt | 05.08.2015

Supporting Act: White Sparrows

2015-08-white-sparrowsMeine Kamera hatte ich im Wagen gelassen, war mir doch bekannt, dass das Nachtleben eine Kleinst-Location ist und ohne Fischauge kaum eine gescheite Aufnahme der Bühne möglich ist. Als Erinnerungstücke wollte ich ein paar Aufnahmen und Videos mit dem iphone machen. Das hat auch ganz gut funktioniert, bis mir Nina mithilfe des Moshpit die Nase gebrochen hat. Nun habe ich ein ganz anderes Andenken an diesen gelungenen Konzertabend…

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Schwarzmalerei

Posted in allgemein, Dunkle schöne Welt with tags , , , , , , , , , on 28. September 2012 by tobikult

 

Das Städl Museum in Frankfurt bietet allen, die sich dieses Jahr schwer tun in eine gepflegte Herbstmelancholie mit anschließender Winterdepression zu finden, Hilfe an. Die Ausstellung „Schwarze Romantik“ lockt uns mit einer Bilderauswahl, wie sie gruftiger kaum sein kann.

Damit steht das Konzept wohl in direkter Tradition der Ausstellung „Gothic Nightmares“ der Tate Britain im Jahr 2006, die bis heute online wunderbare Exponate auf ihrer Website vorstellt.

Ich bin sehr gespannt auf den Besuch im Städl Museum und werde es nicht verpassen, hier davon zu berichten.

Banker-Pogo

Posted in allgemein with tags , , , , , , , , on 14. September 2012 by tobikult

Wenn jemand eine Reise tut,
So kann er viel erzählen.
D’rum nahm ich meinen Stock und Hut
Und tät das Reisen wählen.
(Urians Reise um die Welt, Matthias Claudius, 1740-1815)

Seit Juli verbringe ich regelmäßig einen Teil meiner Wachzeit in Darmstadt, einem Vorort der Finanzmetropole Frankfurt. Ich bin dem Volk der Bahn-Pendler beigetreten und sammele hier ganz neue Erfahrungen.

Ganz besonders freue ich mich über das Mitmachprogramm der Deutschen Bahn. Begeistert bin ich vom Banker-Pogo!

Das geht so:
Du brauchst eine IC/EC-Strecke von irgendwo nach Frankfurt. Am frühen Morgen oder späten Nachmittag wählts Du eine Zugverbindung aus. Die auf dem Bahnsteig wartenden Banker sind ob ihrer einheitlichen Kleidung und den teuren Aktentaschen leicht als Deine Tanzpartner auszumachen. Wer zu diesem sozialen Milieu gehört, prahlt zudem gerne mit seiner „Black-Mamba“ – der BahnCard 100, 1. Klasse.
Die Anzeigetafel am Bahnsteig weist eine Wagenstandsanzeige auf. Lange wurde vermutet, das Ziel dieser Anzeige sei es, dass sich unser gepflegter Bankmensch und Tanzpartner nicht unter das gemeine Volk mischen muss und sich in seinem Biotop (in unserem Beispiel in den Abschnitten D & E) wartend zurechtfinden kann. Nach 2 Monaten Bahn-Pendelns kann ich bestätigen, dass es sich hier um eine gezielte Aufstellung zur Vorbereitung einer Tanzveranstaltung handelt.

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Damit es jetzt zu einem gepflegten Pogo-Tanz mit Bankern kommen kann, kennt die Bahn zwei Varianten: die „offene“ und die „geschlossene“ Ausgangsstellung.

Bei der „offenen“ Ausgangstellung wird Sekunden vor dem Eintreffen des Zuges über den Lautsprecher mitgeteilt, dass „die Wagen der 1. Klasse heute abweichend in den Abschnitten A und B“ zu finden seien.  Die Tänzer sind somit aufgefordert, ihr Biotop zu verlassen und die Position ans andere Ende des Bahnsteigs zu verlegen. Ohne direkte Ansprache erkennt das gemeine Volk dies als Aufforderung zum Tanz mit den Bankern und strömt den Tanzpartnern zielstrebig entgegen. Das Pogen ist unvermeidlich und zieht auch den letzten Tanzmuffel in seinen Bann.

Die „geschlossene“ Variante verzichtet gänzlich auf eine Ansage und lässt den Zug einfach so in umgekehrter Wagenreihenfolge in den Bahnhof einfahren. Hier verlagert sich der Tanz weitestgehend auf die Gänge in den Waggons und es wird noch lange und bei voller Fahrt auf dem Weg in die Finanzmetropole Deutschlands getanzt, als ob es kein Morgen gäbe.

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Schlangestehen für die „geschlossene“ Variante:

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Ich empfehle als individuelle Tanzmusik (via gut gedämmter Kopfhörer) dazu einen Klassiker der 80er Jahre:

Roher Fisch in Frankfurt

Posted in Essen und Trinken with tags , , , on 13. April 2010 by tobikult

Im Frankfurter Stadtteil Bornheim gibt es kleines Sushilokal, das mit seiner Auswahl und Qualität absolut überzeugt. SamsaSushi will mehr sein als lediglich ein weiteres Restaurant mit japanischer Trendkost. Und in der Tat gelingt dem Team eine ansprechende Mischung aus lockerer Bistro-Atmosphäre und feiner Sushi-Kunst ohne kitschigem Japan-Style.

Wir haben uns einmal quer durch die Karte gefuttert und sind uns einig: so muss Sushi schmecken! Beeindruckt waren wir zusätzlich von der bodenständigen Preisgestaltung.

Sama Bento, der König unter den Menüs!

Ein Ladenlokal wird zum Feinschmeckerrestaurant.

Die Anziehungskraft der Schönheit

Posted in Kultur with tags , , , , on 5. Februar 2010 by tobikult

Die Botticelli-Ausstellung im Städel Museum in Frankfurt gehört in den grauschmutzigen Spätwintertagen zu den farben- und formfrohsten Angeboten für die entwöhnten Augen.
Leider hat die Werbung super funktioniert. Das Museum ist sogar unter der Woche brechend voll. Wer mich kennt, weiß, was ich mit BRECHEND meine. Besonders stehe ich auf rempelnde Frührentner, die gerne sofort lospoltern, wenn der eigene Dickkopf sich einem Exponat nähert und für ein paar Sekunden der Panoramablick in Gefahr ist.

Ruhestandsaktivisten versuchen sich im Schlangestehen

Damit die Besuchermassen auch so richtig antisozial durch die Räume wandern, werden am Eingang Audioguides gerreicht. Diese Handys ohne Sprechmuschel wirken sofort. Wie ferngesteuerte Zombies sind diese Ruhestandsaktivisten nicht mehr in der Lage als Teilnehmer des Fussgängerverkehrs kompetent zu agieren.

Augen auf im Museumsverkehr! Wir brauchen dringend eine Sondersendung von „Der 7. Sinn“.

Aber schön gemalt hat er, der alte Botticelli. Das war auch seine einzige Chance, nicht den stinkenden Gerberbetrieb seines Alten übernehmen zu müssen.

Leider sind es nur wenige Exponate, die es in Frankfurt zu bewundern gibt. Einen Besuch der Uffizien erspart das nicht.

Wenn schon Titanic, dann 1. Klasse!

Posted in allgemein with tags , , , , , , , , on 24. November 2009 by tobikult

Viele ängstliche Zeitgenossen sehen stets den Untergang des Abendlandes voraus, wenn eine neue Ausgabe des Satire-Magazins Titanic erscheint. Mein Deutsch-LK-Lehrer (den alleine die ganzen Bindestriche in meinen Texten wahnsinnig gemacht hätten) wusste es besser und lehrte der Klasse „Satire darf alles und bewirkt nichts.“ Mit dieser erweiterten Tucholsky-These ausgestattet, besuchten wir am Wochenende die Ausstellung „Titanic, das Erstbeste aus 30 Jahren“ im Caricatura Museum Frankfurt.

Neben rührenden Dokumentationen, z.B. zur Fußball-WM 2006 oder über DIE PARTEI, ist die Orginal BarschelEngholm-Wanne ein Höhepunkt dieser Werkschau. Probeliegen ausdrücklich erwünscht! Außer uns vier Spinnern hat sich aber in der Zeit unseres Besuchs niemand getraut, vom Betrachter zum Aktionskünstler zu werden, um diese historische Handlung im Selbstversuch nachzuvollziehen.

Für 5 EUR Eintritt bekommt man in diesen Tagen in Frankfurt eine kurzweilige, humoröse Perspektive auf die letzten 30 Jahre angeboten, die eines deutlich zeigt: Unser Schiff wäre in Trostlosigkeit versunken, hätten wir uns nicht den Bundeskohl geleistet!

Konsum ist Religion

Posted in allgemein, Kultur with tags , , , on 12. Oktober 2009 by tobikult

Dieses Wochenende haben wir uns in einem außergewöhnlichen Tempel umgeschaut. Das Gotteshaus in Frankfurt heißt MyZeil und ist eine moderne Kathedrale des Konsums, entworfen von Massimiliano Fuksas. Der Prachtbau spiegelt konsequent alle wichtigen Elemente der verbreiteten Glaubensrichtung Konsum wider: Viel Glas, um das Dogma „sehen und gesehen werden“ erlebbar zu machen, und kilometerlange Rolltreppen, die in alle Himmelsrichtungen führen, um die Mobilität und Dynamik der Glaubensjünger zu unterstützen. So gelangt man mühelos zu den Gebetsräumen der Weltmarken, die sich über fünf Etagen den Heilsuchenden anbieten.

Der Glaubenssatz „Dein Automobil sei Dein teuerster Fetisch“ wurde brilliant in den Einkaufsgottesdienst integriert, indem man in MyZeil nicht einfach in einer Tiefgarage parkiert. Hier positioniert man sein Markengefährt in der „World of Parking“ und drückt seine emotionale Verbundenheit mit den Brüdern und Schwestern in den anderen Glaubenshochburgen der Welt aus, indem man sein Parkdeck bewußt aus „Amsterdam“, „Budapest“, „Cairo“ und „Dubai“ wählt.

Erschrocken waren wir, als wir feststellen mußten, dass es an etlichen Stellen in die heiligen Hallen hineinregnete. Vor solchen Sorgen und Leiden dieser Religionsgemeinschaft darf die Gesellschaft nicht die Augen verschließen und sie muß die Politik zum Handeln auffordern. Schutzatmosphären für Konsumgläubige müssen konsequent weiterentwickelt und so eine ungetrübte Ausübung der religösen Riten und Bräuche sichergestellt werden.

Desweiteren benötigen wir, analog zu Gebetsräumen für Muslime an Schulen, Einkaufspassagen auf den Schulhöfen. Wenn dies nicht zügig zu realisieren ist, dann könnten wir auch den Schulbetrieb in die Konsumkirche verlegen; viele Schüler verbringen ihre Schulzeit bereits heute aus tiefer religiöser Überzeugung dort. Es gibt vielversprechende, weltweite Pilotprojekte bei traditionellen Glaubensgemeinschaften in Sachen Integration der Schule in die Gotteshäuser, auf deren Erfahrungen wir aufbauen können.

Schließen wollen wir die heutige Andacht mit den Worten des Propheten Ben Sherman von 1963: „Looking good isn’t important. It’s everything.“ Amen.

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