Am Samstag spielten Depeche Mode das letzte Konzert ihrer „Tour of the Universe“. Das haben wir uns nicht entgehen lassen, weckten den Altbenz aus dem Winterschlaf und reisten nach Düsseldorf. Das Konzert in der LTU-Arena (NIEMAND nennt das Ding ESPRIT-Arena) wurde mit einem kleinen Musikbeitrag der legendären Band Nitzer Ebb eröffnet und wir nahmen unsere Plätze ein, wie es auf der Karte vermerkt war: „Vor der Bühne“.
Die alten EBMler können auch nach über 30 Jahren im Musikgeschäft nicht singen und Instrumente spielen, aber Musik machen sie trotzdem. Und was für welche! Dieses eindeutige Bekenntnis von Depeche Mode zum EBM hat mich natürlich sehr gefreut, hatte ich bei manchen neueren Liedern doch Sorge, die madonnereske Anbiederung an „die letzte große Jugendkultur“ Hip Hop (behauptet immerhin Klaus Farin), würde auch vor dieser großen Band nicht Halt machen. Aber wir sind zwar zum Pogen zu alt aber eben doch zu jung zum Sterben!
c (hier der Videobeitrag aus London, D-Dorf liegt noch nocht vor).
So starteten die gestandenen Männer von der Insel mit einer ordentlichen Portion Vorschusslorbeeren. Die brauchte es auch, spielten sie natürlich erst ihren neueren Krempel runter. Mit „Wrong“ gibt es aber ein kompatibles und bühnentaugliches Stück aus der Gegenwart. Damit zog die Stimmung des gewohnt textsicheren Publikums an und es wurde ein Meilenstein der alternativen Musikgeschichte nach dem anderen abgefeiert. Der unter Druck geratene Videobeitrag von „Strange Love“ wurde einfach inklusive dem Song ausgelassen. Das war jetzt das zweite Konzert in Folge, wo irgendeine Zensur mitgemischt hat. Frechheit! ABER: Hier nochmal für alle Weicheier, Fremd- und Nichtbelichteten: Kunst findet immer ihren Weg. Kunst kommt ja nicht von Können sondern von Müssen! Leider ist diese Video mit einer Zugangsbeschränkung versehen. Liebe Sittenwächter, wir sind die Generation, die nach Falcon Crest mit FA-Duschbad-Werbung großgeworden sind! Zwischendurch bestand für das Konzert noch die Gefahr, dass die Ü30-Party vor der Bühne zum Kindergeburtstag mutiert wäre, es wurden bei „Policy of Truth“ hunderte von Luftballons dem Publikum zum Spielen angeboten. Das Animationsprogramm wurde nach dem einen Lied dankenswerter Weise wieder eingestellt.
Mir hat das Lied „Photographic“ am Besten gefallen. Dieses lupenreine 80er Stück wurde hervorragend auf die heutigen Bedürfnisse alternernder Waver abgestimmt und hat die Arena genauso gerockt wie das Armgewedel bei „Never Let Me Down Again„. Für mich ist es in viellerlei Hinsicht eine fast schon vergessene Hymne, die das Zeug hat, meine nächsten Jahre musikalsich zu untermalen.
Leider gab es nur eine Zugabe, das kann ich ja gar nicht leiden!
Nach dem Konzert fing das Wochenende an, anspruchsvoll zu werden. Der Altbenz hatte mit 38 Jahren plötzlich Hitze und Inkontinenz. Er läßt sich anscheinend in diesem Alter lieber fahren, als das selbst zu bewerkstelligen.
So sparte er sich die Heimreise durch das Sonntags-Sturmtief Xynthia, mit gesperrten Autobahnen und tieffliegenden Gehölzen.