Der Spiegel wendet sich in seiner Online-Ausgabe wieder einmal der Gothic-Szene zu. Entdeckt wurde eine Tanzschule für Freundinnen und Freunde der Schwarzen Musik. Sehr lustig, wenn VNV Nation und Wumpscut für Rumba empfohlen oder Rammstein und Frontline Assembly zum Samba-Paartanz aufgelegt werden.
Danke Andrea! Den Artikel hätte ich ohne Dich glatt übersehen!
Der Unterhaltungswert tanzender Gothics, vor allem der Knicklicht-Fraktion, ist eh nicht zu unterschätzen.
Fragt sich nur, wem nicht!
Die Berichterstattung über Gothics und das, was für Gothic gehalten wird, ist beizeiten eine wahre Wonne! Für das „Wir sind die Bösen“-Image braucht man sich anscheinend nicht besonders ins Zeug legen.
Prima, bleibt mehr Zeit für Kochen, Backen, Zeichnen, Fotografieren, Nähen und Stricken… und was die Schwarze Brut sonst noch gerne hinter verschlossenen Tüen und nach Sonnenuntergang treibt.
😉
Bei meiner Vergangenheitsbewältigung im Rahmen der bisherigen Gothic-Fridays bin ich auch über die folgenden Beiträge „gestolpert“.
Da wäre zunächst die tiefschürfende Reportage des STERN aus dem Jahr 1996 über Jugendszenen.
Neben Girlies, Schickies, Punks, Skinheads, Faschos, Rockabillies, Jesus-Freaks und Computer-Kids durften die Grufties als Teil der Berichterstattung über die Jugend der 90er natürlich nicht fehlen.
Der ausführliche Beitrag über die schwarze Jugendszene ist eine Offenbarung für die interessierte Öffentlichkeit! Endlich ist es Journalisten gelungen, das Wesen der Grufties zu identifizieren und sprachlich prägnant zu fassen. So gehören Spiele aus dem Repertoire der Erwachsenenpädagogik und eine vorbildhafte Nutzung der Monatskarte den Recherchen nach ebenso zur Schwarzen Szene wie Grabhocken und EBM-Musik „voller Schwermut und Tristesse“. Da vom Sexualverhalten bei den anderen vorgestellten Jugendszenen in der STERN-Serie keine Rede ist, können sich Gothics doch freuen, zumindest ein Sexleben zu haben. Dass hingegen „Guru-Werner“ nicht viel macht, die anderen aber gar nichts (Seite 76), das ist im Ruhrpott bestimmt heute noch so.
😉
Der ganze Artikel klingt für mich so, als hätte unsere Totengräberbande die Reporter auch kurzerhand an die Leine genommen und schön plakativ an ihrer eigenen Nase rumgeführt. Gezeigt wurden vor allem die Spielarten, die möglichst viel Schockpotential hatten und ein paar dümmliche Banalitäten. Dabei kam ein Panoptikum aus Lack und Leder heraus, das nur zu gerne geglaubt wurde.
Als ich mir die Bilder nochmal genauer angeschaut und den Artikel erneut gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass der STERN in diesem Beitrag offenbar Manuela Ruda Jahre vor ihrer mörderischen Straftat interviewt hatte.
😯
Was für eine Referenz für die Schwarze Szene!
Anscheinend ist das 5 Jahre später aber keinem mehr erinnerlich gewesen in der Redaktion. Da hätte der STERN ziemlich exklusives Bild- und O-Ton-Material für seine Berichterstattung gehabt. Aber so ist das eben, wenn, wie Kassi es treffend formulierte, „die rechte Arschbacke nicht weiß, worauf die linke sitzt“.
Der sogenannte Satansmord von Witten war 2001 ein gefundenes Fressen, um gleich mal die komplette Gothic-Szene zu verteufeln und zu stigmatisieren. WUMPSCUT, vielen Dank auch für Deinen „Black Metal“!
Frau Ruda empfiehlt heute: „Steigt aus!“ (5:24) und könnte somit in ihrem neuen Leben auch als Zugbegleiterin tätig werden.
Unser Vorzeige-Grufti-Versteher Dr. Benecke erbarmt sich und erklärt anhand des Ruda-Mordes dem RTL2-Publikum die okkulte Welt:
Die Amis jagen eh monatlich irgendeinen Typen, der bei einer Straftat schwarz gekleidet war, als Gothic-Irren durch die Medien:
Die Bücher von Voltaire kann ich übrigens nur empfehlen, ich habe beim Lesen mehrfach herrlich gelacht (viel besser als seine Versuche, zu musizieren). Da hat sich jemand etwas mehr Mühe gegeben, hinter den Kajalstift und die Samtumhänge zu schauen.
Die Blogparade unter der Leitung von Spontis.de geht in die 2. Runde und es gibt was auf die Ohren.
Dieses Mal gilt es, einen Fragenkatalog rund um die schönste Nebensache der Welt zu beantworten: MUSIK!
Was bedeutet Musik für Dich? Wie wichtig ist sie Dir?
Gute Musik ist mir wichtiger als gutes Essen. Und wer weiss, wie gerne ich gut esse, der ahnt, welchen Stellenwert Musik in meinem Leben einnimmt.
Welche Richtungen »schwarzer Musik« hörst du? Nenne ein Beispiel, das für Dich deine Bedeutung des Genre am besten wiedergibt.
Ich bin altersmilde geworden und höre von Darkwave über FuturePop bis GothicMetal alles, was für mich wohlklingt. Nur den Knicklicht-Kindergarten erspare ich mir.
Wie würdest deine musikalische Laufbahn beschreiben? Über welche Richtung der Musik bist Du in die Szene gekommen, welche hast hinzugewonnen, welchen hast du abgeschworen und was hörst du heute?
Ich gebe mal eine Video-Antwort:
Die frühen Jahre
Ohne Mode, Cure und den Neubauten wäre ich trotzdem kein HipHopper geworden!
Die wilden Jahre
Hier und heute
Ich gewinne ständig neue Musikeindrücke hinzu, komplett verlustig gegangen ist mir eigentlich nur Lacrimosa, die kann ich heute nicht mehr hören.
Wie und wo hörst du Musik am liebsten?
Auf Konzerten, auf denen der Tontechniker sein Handwerk versteht! Ansonsten mit einem Sony MDR-V700, weil der den Bass bis ins Rückenmark drückt!
Welche Musik hörst du außerhalb der typischen dunklen Musik noch?
Wer meinen Blog verfolgt, weiss, dass ich gerne musikalische Ausflüge unternehme. In meine aktuelle Heavy-Rotation haben es aber nur wenige Exoten geschafft: Björk, Broilers, P!nk, Get Well Soon.
Mal angenommen, Du könntest ein Instrument spielen, hättest eine tolle Stimme und würdest zusammen mit Freunden eine Band gründen. Welche Rolle in der Band wäre Deine?
Drummer!
Nenne 5 deiner Alben die für Dich unverzichtbar mit Szene verbunden sind.
Darf ich auch eine Fotoantwort geben?
Wer diese Scheiben im Schrank hat, muss damit leben, dass er zur Szene gehört.
🙂
Welche musikalischen Eigenschaften hat für dich das ideale Lied?
Dieses Lied wird es hoffentlich nie geben. Ich würde womöglich aufhören, neue Musik zu erkunden. Dieses Lied schürt eine Sehnsucht, die aber nicht erfüllt wird. Es hat einen wunderbar durchkomponierten tiefen Bass. Es braucht sowohl eine Männer- als auch eine Frauenstimme. Das ideale Lied braucht Platz und ist deshalb mindestens 6 Minuten lang.
Welche Band oder welchen Musiker/in würdest Du gern mal interviewen und auf welchen Frage musst Du dabei unbedingt eine Antwort haben?
Aus der Szene würde ich gerne einmal ein paar Takte mit Anne Clark sprechen und sie fragen, was sie von ihrem aktuellen Publikum hält. Ansonsten habe ich mit Björk noch ein Hühnchen zu rupfen…
Wer oder was repräsentiert für Dich die Zukunft der »schwarzen« Musik?
Der FuturePop-Bereich um Covenant und VNV Nation. Mit einer Weiterentwicklung in diese Richtung könnte ich gut leben. Ich liebe in Clubs ganz besonders EBM, aber der entwickelt sich seit Jahren nicht mehr weiter und ist deshalb schön und tot. Das gilt auch für so glanzvolle Musik, wie sie QNTAL und Deine Lakaien machen.