Gothic Friday im Winter
Der letzte Gothic Friday? Da will ich mit dabei sein und dieser unterhaltsamen Serie von spontis.de „Lebewohl“ sagen! In der Winterausgabe geht es um die Frage, welche gruftigen Orte und Treffpunkte die Stadt bereithält, in der ich lebe.
Ich wage also mal eine Bestandsaufnahme für die Stadt Heidelberg:
Mit seiner Altstadt, der Schlossruine und seinem Bergfriedhof bietet diese Stadt bereits ohne weiteres Eventmanagement ein Ambiente, das einem Leben in Schwarz förderlich erscheint. Als beliebtes Ausflugsziel für Gruftis kann zudem der Heiligenberg gelten. Heidenloch, Thingstätte und Klosterruine mitten im Wald und mit herrlichem Ausblick auf Stadt und Fluss – hier bekommt die Fantasie Flügel und die Kalkleiste ausreichend frische Luft.
Schwarzkompatible Massenevents:
Einmal im Jahr feiern nicht nur Mittelalterfans, Junghexen und Gruftis auf der Thingstätte die Walpurgisnacht. Mittlerweile pilgern an die 10.000 Menschen in der Nacht zm 1. Mai auf den Berg um gemeinsam zu feiern.
Eine gern von Gruftis besuchte Tanzveranstaltung ist der Ball der Vampire. Auch hier mischen sich die Schwarzen mit dem gemeinen Volk und feiern ein rauschendes Fest.
Diskos und Tanzveranstaltungen:
Viele Jahre war der Gothic Wednesday im Schwimmbad Musik Club eine feste Größe im kulturellen Miteinander der Gruftis in Heidelberg. Auf drei Etagen wurde hier alles gespielt, was irgendwie für schwarze Seelen tanzbar erschien (für Facebook-Mitglieder gibt es hier ein paar tolle Bilder aus der guten alten Zeit 1997-1998).
Das Besondere an diesem Club war zudem seine Kleinkunstbühne, die es jungen Künstlern ermöglichte, einem geneigten Publikum die eigenen Werke live zu präsentieren. Für 4 EUR Eintritt ist das Risiko hierbei bis heute angenehm niedrig, eine Totalbeleidigung für Ohren und Augen zu erleben. Das Management bewies immer wieder einen guten Riecher bei der Verpflichtung der Künstler (als legendär dürfte der Auftritt von Nirvana im Jahr 1989 gelten, bevor die auch nur annähernd populär waren). Da waren zum Beispiel Auftritte von Birthday Massacre, Terminal Choice und anderer No-Name-Bands in den letzten Jahren, die mehr oder weniger Genuss boten.
😛
Auch die Depeche-Mode-Parties im Schwimmbad Musik Club gehörten zu meinem Studentenleben einfach dazu. Damals zeichnete sich DJ Jochen noch dadurch aus, dass er es nur selten aushielt, einen Song bis zum Ende zu spielen, was ich ja total gut leiden kann…
👿
Heute freue ich mich stets, wenn ich ihn am Mischpult sehe, ist er doch ein Garant für eine Musikauswahl quer durch die letzten Jahrzehnte.
Die genannten Parties gibt es nicht mehr. Heute lädt der Club gelegentlich zum Schwarzen Schwimmbad ein und hat seit ein paar Monaten auch einen GOTHIC FRIDAY im Programm. Der Feitags-Event ist aber eher der Versuch, den Metallern und Rockern ein paar gut- und schwarzgekleidete Studis beizumischen, die dann und wann aus dem Keller krabbeln, um frische Luft zu schnappen.
Keine Schwarze Disko, aber ein Ort subkulturellen Treibens ist die Villa Nachttanz, die ich hier noch erwähnen will. Als 1999 das Autonome Zentrum in der alten Glockengießerei einem schnöden Neubauprojekt weichen musste, ging auch ein Treffpunkt für die Schwarze Szene in Heidelberg verloren. Mit der Villa Nachttanz gibt es wenigstens wieder ein festes Domizil für Jugendkultur und autonome Aktivitäten in der Stadt.
Einkaufen:
In Heidelberg gab es stets nur wenige Geschäfte, die Mode abseits der Massenware oder gar exklusiv für die Schwarze Szene anboten. Eine Institution war das Tamaris in der Unteren Straße 2, der kompetente Dealer für Docs, Pikes und Undergrounds. Ein Hauch von Camden Town lag in der Luft und die Musik hielt Touristen fern. Im Ladenlokal gegenüber gaben sich in den 2000er-Jahren Shops für die Szene im Monatstakt die Klinke in die Hand. Vor ein paar Jahren versuchte es als letztes mir bekanntes Exemplar das Obscure, Schwarze Mode an die Laufkundschaft zu veräußern. Aber das ist Geschichte, keiner der Läden existiert heute mehr. Heute fahren alle nach Karlsruhe zum Shoppen… oder nähen doch endlich alle selbst?
😉
13. Januar 2018 um 20:41
[…] Heidelberg: Förderliches in Schwarz | Tobikult „Mit seiner Altstadt, der Schlossruine und seinem Bergfriedhof bietet diese Stadt bereits ohne weiteres Eventmanagement ein Ambiente, das einem Leben in Schwarz förderlich erscheint.“ Ein großes Fest zur Walpurgisnacht, ein kuscheliger Bergfriedhof, eine Villa als Domizil für alternative Kultur oder einfach nur Ruinen mitten im Wald. Sollte das Erscheinungsbild einer Stadt zur Wahl der Grufthochburg reichen, so hätte Heidelberg sicher die Nase vorn. Darüber hinaus bieten ein schwarzes Schwimmbad und ein Ball der Vampire auch ein ausgefeiltes Rahmenprogramm. […]
15. Februar 2012 um 20:24
[…] Heidelberg: Förderliches in Schwarz | Tobikult »Mit seiner Altstadt, der Schlossruine und seinem Bergfriedhof bietet diese Stadt bereits ohne weiteres Eventmanagement ein Ambiente, das einem Leben in Schwarz förderlich erscheint.« Ein großes Fest zur Walpurgisnacht, ein kuscheliger Bergfriedhof, eine Villa als Domizil für alternative Kultur oder einfach nur Ruinen mitten im Wald. Sollte das Erscheinungsbild einer Stadt zur Wahl der Grufthochburg reichen, so hätte Heidelberg sicher die Nase vorn. Darüber hinaus bieten ein schwarzes Schwimmbad und ein Ball der Vampire auch ein ausgefeiltes Rahmenprogramm. […]
17. Januar 2012 um 08:29
Ich liebe Heidelberg. Ist ’ne tolle Stadt in schöner Umgebung und zum Glück nicht allzu weit weg von Köln.
13. Januar 2012 um 15:31
Eine Herausforderung: Vor gefühlt 100 Jahren war ich einst in HD unterwegs und stolperte mehr oder weniger ungesteuert in einen ebenso winzigen wie hauptsächlich barockschwarz bestückten Klamottenladen mit dem Flair der handgefertigten Kleinauflage. Irgendwo zwischen Marstall und FuZo, irgendwo quer, irgendwo zwischen Neckar und Berg. Geht leider nicht genauer. A) ist’s lang her, zweitens verliere ich in nicht quadratisch organisierten Städten gern den Überblick.
Ich geriet mit der Jungfer Inhaberin ins verbale Gespräch und erfuhr von der doch sehr angejahrten Dame, dass Sie aufgrund des unüblichen Klamottengeschmacks ihrer Tochter irgendwann angefangen hatte, selbst Kleidung zu machen und, das gute Kind trägt wohl nur ein Kleidungsstück at a time, den Überschuss per Ladenlokal ans Volk zu verhökern. Das ganze Dekoriert mit unsäglichem Alchemy-Gedöns und ner Pachouli-Wunderkerze garniert.
Genau, Herausforderung: Kitzle deine investigativen Drüsen und guck mal, ob Du den Laden nochmal finden kannst. Das würde wohl einige Leute, mich inklusive, interessieren, zum anderen wäre es bestimmt von übergreifender Interessanz, Hintergrund und Schicksal des Ladens – so noch vorhanden – zu eruieren.
Das nur als Idee, wenn Du nicht weißt, mit welcher Ausrede du Dich ggf. überbordender väterlichern Pflichten entziehen könntest.
Gruß aus dem bestenfalls noch hellgrauen Mannheim
Jörch
13. Januar 2012 um 18:47
Hi Jörch,
das kllingt für mich nach dem „Obscure“. Schau mal auf der alten myspace-Seite von dem Laden. Kannst Du was widererkennen? Vor allem der Hinweis mit der Tochter und der skurilen Kleiderwahl passt. Ich glaube, die Göre ist in die Cosplay-Szene abgewandert…
Hier der link:
http://www.myspace.com/obscureshopheidelberg/
13. Januar 2012 um 15:08
Heidelberg scheint eine gute Wahl zu sein