Archiv für Gothic Friday

Gothic Friday im Winter

Posted in allgemein with tags , , , , , , , , , , , , , , , , on 12. Januar 2012 by tobikult

Der letzte Gothic Friday? Da will ich mit dabei sein und dieser unterhaltsamen Serie von spontis.de „Lebewohl“ sagen! In der Winterausgabe geht es um die Frage, welche gruftigen Orte und Treffpunkte die Stadt bereithält, in der ich lebe.

Ich wage also mal eine Bestandsaufnahme für die Stadt Heidelberg:

Mit seiner Altstadt, der Schlossruine und seinem Bergfriedhof bietet diese Stadt bereits ohne weiteres Eventmanagement ein Ambiente, das einem Leben in Schwarz förderlich erscheint. Als beliebtes Ausflugsziel für Gruftis kann zudem der Heiligenberg gelten. Heidenloch, Thingstätte und Klosterruine mitten im Wald und mit herrlichem Ausblick auf Stadt und Fluss – hier bekommt die Fantasie Flügel und die Kalkleiste ausreichend frische Luft.

Schwarzkompatible Massenevents:

Einmal im Jahr feiern nicht nur Mittelalterfans, Junghexen und Gruftis auf der Thingstätte die Walpurgisnacht. Mittlerweile pilgern an die 10.000 Menschen in der Nacht zm 1. Mai auf den Berg um gemeinsam zu feiern.

Eine gern von Gruftis besuchte Tanzveranstaltung ist der Ball der Vampire. Auch hier mischen sich die Schwarzen mit dem gemeinen Volk und feiern ein rauschendes Fest.

Diskos und Tanzveranstaltungen:

Viele Jahre war der Gothic Wednesday im Schwimmbad Musik Club eine feste Größe im kulturellen Miteinander der Gruftis in Heidelberg. Auf drei Etagen wurde hier alles gespielt, was irgendwie für schwarze Seelen tanzbar erschien (für Facebook-Mitglieder gibt es hier ein paar tolle Bilder aus der guten alten Zeit 1997-1998).

Das Besondere an diesem Club war zudem seine Kleinkunstbühne, die es jungen Künstlern ermöglichte, einem geneigten Publikum die eigenen Werke live zu präsentieren. Für 4 EUR Eintritt ist das Risiko hierbei bis heute angenehm niedrig, eine Totalbeleidigung für Ohren und Augen zu erleben. Das Management bewies immer wieder einen guten Riecher bei der Verpflichtung der Künstler (als legendär dürfte der Auftritt von Nirvana im Jahr 1989 gelten, bevor die auch nur annähernd populär waren). Da waren zum Beispiel Auftritte von Birthday Massacre, Terminal Choice und anderer No-Name-Bands in den letzten Jahren, die mehr oder weniger Genuss boten.
😛

Auch die Depeche-Mode-Parties im Schwimmbad Musik Club gehörten zu meinem Studentenleben einfach dazu. Damals zeichnete sich DJ Jochen noch dadurch aus, dass er es nur selten aushielt, einen Song bis zum Ende zu spielen, was ich ja total gut leiden kann…

👿

Heute freue ich mich stets, wenn ich ihn am Mischpult sehe, ist er doch ein Garant für eine Musikauswahl quer durch die letzten Jahrzehnte.

Die genannten Parties gibt es nicht mehr. Heute lädt der Club gelegentlich zum Schwarzen Schwimmbad ein und hat seit ein paar Monaten auch einen GOTHIC FRIDAY im Programm. Der Feitags-Event ist aber eher der Versuch, den Metallern und Rockern ein paar gut- und schwarzgekleidete Studis beizumischen, die dann und wann aus dem Keller krabbeln, um frische Luft zu schnappen.

 

Keine Schwarze Disko, aber ein Ort subkulturellen Treibens ist die Villa Nachttanz, die ich hier noch erwähnen will. Als 1999 das Autonome Zentrum in der alten Glockengießerei einem schnöden Neubauprojekt weichen musste, ging auch ein Treffpunkt für die Schwarze Szene in Heidelberg verloren. Mit der Villa Nachttanz gibt es wenigstens wieder ein festes Domizil für Jugendkultur und autonome Aktivitäten in der Stadt.

Einkaufen:
In Heidelberg gab es stets nur wenige Geschäfte, die Mode abseits der Massenware oder gar exklusiv für die Schwarze Szene anboten.  Eine Institution war das Tamaris in der Unteren Straße 2, der kompetente Dealer für Docs, Pikes und Undergrounds. Ein Hauch von Camden Town lag in der Luft und die Musik hielt Touristen fern. Im Ladenlokal gegenüber gaben sich in den 2000er-Jahren Shops für die Szene im Monatstakt die Klinke in die Hand. Vor ein paar Jahren versuchte es als letztes mir bekanntes Exemplar das Obscure, Schwarze Mode an die Laufkundschaft zu veräußern. Aber das ist Geschichte, keiner der Läden existiert heute mehr. Heute fahren alle nach Karlsruhe zum Shoppen… oder nähen doch endlich alle selbst?
😉

Trügerische Stille

Posted in allgemein with tags , , , , , , , , , , on 25. November 2011 by tobikult

Was ist denn hier los?

Oder besser gesagt: Was ist hier nicht los?

Den letzen Gothic Friday ausgesetzt, den jüngsten Picture My Day sausen lassen. Das grenzt schon an digitalen sozialen Suizid!

Eure Sorgen über meine Gesundheit bis hin zu Gerüchten über mein vorzeitiges Ableben will ich hiermit erst einmal zerstreuen. Es ist auch nicht unser Nachwuchs, der uns vom Web fernhält, auch wenn es schwer ist, sich diesem Lächeln zu entziehen:

Ein wenig geht es mir wie meinem Kollegen Robert von spontis.de. So wie er seinen Wohnraum aufgehübscht hat, habe ich mit meiner Familie ein Projekt im Real Life begonnen, das in einem behaglichen Wohnraum münden soll. Es wird aber noch ein paar Tage brauchen, bis wir zur Einweihungsparty laden, auch wenn einige unserer Freunde meinen, einmal durchfegen und ein Eimer Farbe würden Wunder wirken.

😯

Natürlich haben wir für Euch einen eigenen Blog dafür eingerichtet :mrgreen:

www.pumpenhaus-heidelberg.de

Falls ich also gerade nicht online sein sollte, bin ich mit Fegen und Streichen beschäftigt.

😉

Gothic Friday im Oktober

Posted in allgemein with tags , , , , , , on 21. Oktober 2011 by tobikult

In diesem Monat haben Shan Dark und Robert uns aufgefordert, ein Interview mit einem Mitmenschen zu führen, der sich der Schwarzen Szene* zughörig fühlt. Idealerweise sollten wir eine Person wählen, die im Kontext des Gothic Friday bisher nicht so sehr in Erscheinung getreten ist.

Vorgestern hatte ich einen Termin mit einem Professor aus dem Fachbereich Mathematik. Als die Tür zu meinem Büro aufging, kam ein junger Mann mit langen Haaren, Metall im Gesicht, schwarzen Klamotten und WGT-Bändchen am Arm herein.

Ja liebe Kinder, wir Grufties lauern Euch an jeder Ecke auf!

:mrgreen:

Schnell stellten wir fest, dass wir uns auf den gleichen Szeneveranstaltungen rumdrücken und uns auch am Donnerstag auf dem Mono Inc.-Konzert treffen würden. Ich entschied, Christian sei der ideale Interviewpartner für die Fragen dieses Gothic Friday. Und? Er hat sofort zugesagt, nach Einbruch der Dunkelheit für meine Fragen zur Verfügung zu stehen! Vielen Dank dafür!

Danke auch an Patrick für die Kameraführung.

* Wie auch das hier vorgestellte Exemplar zeigt, gibt es anscheinend gar keine Gothics in meiner Umgebung. Falls jemand mal einen erwischen sollte, unbedingt einfangen und intensiv wissenschaftlich untersuchen.

Gothic Friday im September

Posted in allgemein with tags , , , , , , , , , , on 5. September 2011 by tobikult

Wer bin ich und wenn ja, wie viele? hat Richard David Precht vor ein paar Jahren sein Buch betitelt und damit eine philosophische Frage positioniert, die diesen Monat von Shan Dark und Robert an die schwarze Internetgemeinde gestellt wird.

Die Gretchenfrage, ob Gothic nun ein Lebensstil oder eine Lebenseinstellung sei, beantworte ich mir so: Ich bin mehr als ein Gothic und die Gothic-Szene hat meine Lebenseinstellung nicht geprägt.

Ich habe mich in dieser Szene wiedergefunden und mein Lebensstil scheint anschlussfähig an diese schwarzbunte Gemeinschaft (ja, liebe Knicklichter, ich verstehe Euch zwar nicht, kann Euch aber besser leiden als den örtlichen Kunstverein oder die Mitglieder des Lions-Club).

Ein wichtiges Indiz dafür, dass es sich für mich nicht um eine Lebenseinstellung handelt, ist, dass es mich immer noch irritiert, wenn ich von Stinos in Meinungsfragen auf meine Zugehörigkeit zur Gothic-Szene reduziert werde. Damit das in Zukunft mit der Schublade und mir noch leichter fällt, probiere ich es mal mit einer Zuspitzung.

Hier sind sie, die neuneinhalb Thesen, die ich für den Lebensstil Gothic zusammenraffen konnte:

1. Zwischen Pechschwarz und Nachtschwarz gibt es mehr fröhliche Farben als in einem RAL-Farbfächer.

2. Konsum macht nicht glücklich. Wer dennoch beim Shoppen Spaß hat, hat nur noch nicht seine Do-It-Yourself-Kräfte entdeckt.

3. Der Tod ist interessanter als das Leben. Sollte sich das als Irrtum erweisen, sind Leben und Tod gleichermaßen banal.

4. Gute Musik muss man sich erarbeiten und sie ist diese Anstrengung wert. Öffentlich-rechtliche Radiosender und Major-Label meiden gute Musik.

5. Die Szene wird älter und wir mit ihr. Doch in einem Paar Doc Martens oder Pikes fühlt man sich stets ein paar Jahre jünger.

6. Stil ist keine Frage des Geldes, sondern der Aufmerksamkeit, die man den Dingen, die einen umgeben, widmet und dann die schwarzen davon auswählt.

7. Rollenspiele sind der Ernst des Lebens.

8. Solange man jung ist und Haare auf dem Kopf hat, bringt man damit seinen Lebensstil zum Audruck. Danach reicht ein eloquenter Musikgeschmack. 

9. Den schwarzen Lebensstil erkennt man auch am Tage und unter der Woche.

10. Gothics sind auch nur…

Und dann habe ich noch einen Gesinnungstest für Farbverwirrte im Netz gefunden:
Bist Du ein Gothic?

Sachen gibt es, die gibt es gar nicht…

Gothic Friday im August – Bonusrunde

Posted in allgemein with tags , , on 20. August 2011 by tobikult

Wenn ihr alle Artikel bei Spontis.de schon gelesen habt, hier meine heutige TOP 5 der Schwarzen Internetseiten (morgen sieht das Netz bestimmt schon wieder ganz anders aus):

Für alle, die ihre Haare früher auch mit Weichspüler gewaschen haben:

The Postpunk Blog With The Biggest Hair

Für alle, die Radio aus der Gruft hören wollen:

Rue Morgue Radio

Für alle Neumodischen gibt es hier Anziehendes:

Fuck Yeah Goth

Für alle, die ihre Gothic-Kids warm und stilecht durch den Winter bringen wollen:

Baby Goth Knits

Für alle, die wissen wollen, was die anderen Grufties machen, wenn die Sonne scheint:

Goth In Hot Weather

Gothic Friday im August

Posted in allgemein with tags , , , , , , , , , , , on 20. August 2011 by tobikult

Diesen Monat sind die Schwarzen Stubenhocker aufgerufen, die Top 5 der dun­kels­ten Bücher oder die Top 5 der bes­ten Sach­bü­cher zu präsentieren. Ich war mir beim ersten Durchlesen der Aufgabenstellung relativ sicher, dass dies keine große Herausforderung darstellen sollte. Bücher haben wir genug: zum Thema Gothic, Tod und Teufel locker 2 Meter Druckwaren. Ich hatte zudem im Frühjahr bereits auf spontis.de eine Auswahl an wissenschaftlicher Literatur über Grufties sowie die Schwarzen Führer vorgestellt.

Aber was sind denn die Favoriten? Welches Buch hat mich nachhaltig berührt oder gar beeinflusst? Drei Wochen bin ich jetzt vor den Regalwänden in unserer Wohnung auf- und abgeschritten. Freiwillig hat sich keines der Bücher bei mir gemeldet. So ist meine Auswahl auch nicht zwingend als Leseempfehlung zu vestehen. Lovecraft, Tolkien und Pullmann verursachen Lesespaß bis tief in die Nacht, keine Frage, aber gruftig ist das nicht unbedingt. Auch die Edda, die Nibelungen oder Germanische Mythologie 1 & 2 vertiefen das Wissen über Aspekte, die unseren Lebensstil immer wieder beeinflussen. Aber dann müsste ich auch die Bibel hier mit aufnehmen…

😎

Ich habe mich letztlich entschlossen, eine vielleicht etwas eigenwillig anmutende TOP 5 zusammenzustellen. Auf eine Rangordnung habe ich dabei verzichtet.

😉

Gedichte des Expressionismus. Ein Überbleibsel aus dem Deutsch-LK von 1991. Für die meisten Mitschülerinnen und Mitschüler war dieses Büchlein der Ausdruck einer schulischen Durststrecke. Für mich zeichneten die Gedichte von Georg Trakl und seinen Kollegen ein Gefühl des tiefen Verstehens. Es gibt also noch andere wirre Geister, die so wahrnehmen wie ich. Düstere Literatur habe ich bis heute nicht gefunden.

Lust auf eine Leseprobe?

Trübsinn von Georg Trakl

Weltunglück geistert durch den Nachmittag.
Baraken fliehn durch Gärtchen braun und wüst.
Lichtschnuppen gaukeln um verbrannten Mist,
Zwei Schläfer schwanken heimwärts, grau und vag.

Auf der verdorrten Wiese läuft ein Kind
Und spielt mit seinen Augen schwarz und glatt.
Das Gold tropft von den Büschen trüb und matt.
Ein alter Mann dreht traurig sich im Wind.

Am Abend wieder über meinem Haupt
Saturn lenkt stumm ein elendes Geschick.
Ein Baum, ein Hund tritt hinter sich zurück
Und schwarz schwankt Gottes Himmel und entlaubt.

Ein Fischlein gleitet schnell hinab den Bach;
Und leise rührt des toten Freundes Hand
Und glättet liebend Stirne und Gewand.
Ein Licht ruft Schatten in den Zimmern wach.

Das Urteil von Franz Kafka. Noch ein Buch aus der Schulzeit. Die kurzen Erzählungen, die in diesem Taschenbuch zusammengefasst sind, haben eine Magie, die mich bis heute fesselt. Die Welt auf eine sehr eigentümliche Weise wahrzunehmen ist das eine, sie auch noch so brilliant in Worte zu fassen, eine seltene Kombination.

Leute! Lest mehr Kafka!

Bevor mein alter Deutschlehrer noch anfängt Freudentänzchen aufzuführen, hier der Boden der Tatsachen:

Nachtgewächse von Gary Larson. Dieses Buch soll stellvertretend für das Gesamtwerk The Far Side hier aufgeführt werden. Humor für Randgruppen.

Utopia von Thomas Morus. Wäre es nicht ein philosophischer Dialog über ein alternatives Gesellschaftssystem, es könnte glatt als SciFi durchgehen. Mich haben die Ausführungen des fiktiven Berichterstatters, der von Utopia zurückgekehrt ist, oft an Star Trek erinnert. Heute rätseln die Wissenschafter wieder, ob es sich bei diesem Werk vielleicht doch nur um eine Satire von Morus handeln könnte. Ausreichend Stoff für „Das kann er jetzt nicht ernst meinen!“-Anflüge hält das Buch allemal bereit.

Gothic-Lexikon von Volkmar Kuhnle. Dieses Buch war für mich 1999 ein wertvolles Nachschlagewerk und hat mir eine Reihe von Musikentdeckungen beschert. Damals gab es noch kein Wikipedia und kein youtube. Knappe Beschreibungen von Musikstilen, deren Vertreter und unter diesen auch noch eine Menge Querverweise. Analog-Googlen in seiner schönsten Form.

Außer Konkurrenz will ich Euch an dieser Stelle noch zwei Ausstellungskataoge ans Herz legen:

Gothic Nightmares. Eine Ausstellung der Tate Britain aus dem Jahr 2006. Eine wunderbare Zusammenführung von Werken von Fuseli, Blake und mit ihnen in Verbindung gebrachten Künstlern.

Six Feet Under. Autopsie unseres Umgangs mit Toten. Meine zweite  Empfehlung dreht sich um eines meiner Lieblingsthemen: Tod und was wir daraus machen (Notiz an mich: ich sollte dazu mal einen eigenen Blogbeitrag schreiben). Die Ausstellung „Six Feet Under“ wurde schon in verschiedenen Museen in Europa gezeigt und seziert vor unseren Augen die Varianten des Umgangs mit dem Tod und denen, denen er widerfährt.

Gothic Friday in Farbe und Bunt

Posted in allgemein with tags , , , on 29. Juli 2011 by tobikult

Verehrtes Publikum, liebe Jury,
vor dem nächsten regulären Gothic Friday haben die Initiatoren Shan Dark und Robert ihr ausgeklügeltes Anreizsystem in die Tat umgesetzt und die erste Verlosung in einem Kurzfilm dokumentiert. Selten wurde das vor laufender Kamera spannungsvoller inszeniert und ich habe atemlos und mit trockenen Mund die Vergabe der drei Preise verfolgt. Herzlichen Glückwunsch auch an die Gewinner!

Damit hat sich in letzter Minute dieser Beitrag von spontis.de für das Finale der „Auslosen wie ein Boss“ Meisterschaft qualifiziert!

Mit in den Wettbewerb geht dieser Lotto-Beitrag aus Osteuropa:

Der dritte Beitrag, der eingereicht wurde, bedient sich einer tierischen Lottofee und hat so den Niedlichkeitsfaktor auf seiner Seite:

Hier geht es zur Abstimmung:

Außer Konkurrenz läuft der eingereichte Beitrag von BlackBarbie von der Plattform http://www.realfreunde.de. Ich konnte diesem Beitrag leider nicht bis zum Ende ansehen…

Passend erscheint mir mal wieder meine monatliche Warnung an alle da draußen: DAS INTERNET VERGISST NIE!

Gothic Friday im Juli

Posted in allgemein with tags , , , , , , , on 10. Juli 2011 by tobikult

Diesen Monat geht es beim Gothic Friday um Symbole und deren Verwendung in der Gothic-Szene. Schönes Thema, das das Soziologenherz höher schlagen lässt.

Ich hatte zwar auf ein Juli-Thema rund um den maximalen Lichtschutzfaktor in Sonnencreme, Tiefseetauchkurse, Höhlen-Kuren und Camping im Friedwald gehofft, aber die Frage nach der persönlichen Verwendung von Symbolen ist auch ganz anregend für die grauen Zellen.

„Mit Symbolen habe ich es nicht so“ schoss es mir durch den Kopf, als ich die Aufgabenbeschreibung auf spontis.de durchlas. Weder Kreuz noch Pentagramm, Thors Hammer oder keltische Ornamente schmücken meinen Körper. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass mich Symbole nicht interessieren würden. Dann hätte ich auch meine Profession verfehlt, denn in der Soziologie stellen Symbole einen prominenten Untersuchungsgegenstand dar. Insbesondere der so genannte Bedeutungsüberschuss, der Symbole von Zeichen unterscheidet, übt eine eigene Faszination aus.

So reagiere ich zumeist sehr schnell und interessiert, wenn ich Menschen sehe, die Symbole an sich tragen. Ob die Trägerinnen und Träger sich der gängigen Bedeutung der zur Schau gestellten Symbole bewusst sind? Haben sie eine individuelle Be-Deutung für diese Menschen? Werden die Symbole als Erkennungs- und damit als Identifikationsmerkmal genutzt oder sollen sie andere Menschen provozieren? Insbesondere bei der Verwendung religiöser und politscher Symbole gilt in der Gothic-Szene seit Jahren „Nicht kleckern, klotzen!“ (Diese Redewendung wird blöderweise dem Wehrmachtsoffizier Heinz Guderian zugeschrieben).

Für mich funktionieren insbesondere Symbole gut, die für eine bestimmte Musikrichtung stehen oder Kreationen von Künstlern sind, die mich erfreuen und inspirieren. Früher haben wir das „Männchen“ von Einstürzende Neubauten auf Kleidungsstücke und Schulmöbel gemalt und wollten damit eine Anti-Haltung zum Ausdruck bringen. Wir konnten uns aber auch daran erkennen und ein Zugehörigkeitsgefühl wurde geschaffen. Ich habe darin nie eine Höhlenmalerei aus Mexiko gesehen (die es wohl ursprünglich war). So viel zum Bedeutungsüberschuss für dieses Symbol.

🙂

Es sind eben diese aus der Musik stammenden Symbole, die ich in meinem Alltag trage und die mich schon lange begleiten. Da ist die sogenannte Teufelsharfe der Band Phillip Boa and the Voodoo-Club. Dieses Symbol ist eine Kreation des Grafikers und Fotografen Dirk Rudolph. Wofür dieses Symbol neben der Musik der Band steht, findet sich auf dem „Member-Pin“:

Ein weiteres Symbol, das für mich mehr als nur ein Logo oder Zeichen ist, stammt vom Künstlerkollektiv LAIBACH.

Beide Symbole kommunizieren für den wissenden Betrachter, welche musikalischen Vorlieben ich habe, ohne dass der Name der Künstler explizit genannt werden muss. Für die Ahnungslosen wirken die Symbole leicht irritierend, bleiben aber unterhalb der Schmerzgrenze bürgerlicher Vorbehalte. Ich will ja nicht jeden Tag und jedem Zeitgenossen meine Weltsicht erklären müssen.

Täglich begleitet mich meine Tasche: Egal ob auf Festivals oder bei beruflichen Terminen, die Buttons zieren stets die Front. Hin und wieder traut sich mal ein Gesprächspartner und fragt, was es mit den „Knöpfen“ auf sich hat. Gerne erkläre ich daraufhin die Bedeutung der Symbole. Und dann darf sich der mutige Frager einen Button als Geschenk aussuchen. Das ist zumeist sehr lustig.

😎

Diese Gallerie kann also auch mal variieren. Die „Apfelfront“ und „I ♥ my attitude problem“ gehören aber zur ständigen Ausstellung (solange die Welt das braucht). Ebenso mein EBM-Schlüsselband.

Eigentlich sind wir doch wandelnde Litfasssäulen. Die Farbe Schwarz hat ebenso Symbolcharakter wie auch das passende Schuhwerk. Ob Pikes oder Boots, ein nonverbales Statement ist das eigene Erscheinungsbild allemal, wenn man nicht mit der bunten Mode geht.

Gothic Friday im Juni

Posted in allgemein, Kultur with tags , , , , , , , on 8. Juni 2011 by tobikult

Der aktuelle Gothic Friday handelt von unvergesslichen Live-Erlebnissen. Gemeint sind die mit professioneller musikalischer Untermalung, und nicht der erste Zungenkuss, Gleitschirmflug oder die letzte Abi-Prüfung. Konzentrieren wir uns also auf Konzerte und deren Wirkung auf unsere Emotionen.

Ich könnte jetzt The Cure 1996 in Stuttgart anführen. Das war mir einfach wichtig, diese Gruppe live zu erleben und sie haben sich auch sehr bemüht, vor einem eher zurückhaltenden Publikum den Geist der späten 80er zu konservieren (und natürlich bin ich bei „10:15 Saturday Night“ fast gestorben vor Glück).

Oder aber mein in Sachen Konzerte „Immergrün“ Philip Boa and the Voodooclub, die, egal wo sie auftauchen, mein Herz erfreuen. Und das auch schon seit fast 20 Jahren.

Aber mein absolutes Konzert-Highlight fand jenseits der „klassischen“ schwarzen Klängen statt.

Es war gerade eine Woche nach dem 11. September 2001 und wir hatten uns Karten für das Björk-Konzert in der Alten Oper Frankfurt besorgt. Meine Güte, hatte ich als Student noch Geld übrig für Konzertkarten! Ich kann mich nicht entsinnen, jemals wieder so viel für einen Konzertbesuch bezahlt zu haben.

Und natürlich weiß ich, daß es nur Begeisterung für Björk gibt oder totale Ablehnung. Auch mal ganz schön, wenn der Fall so klar liegt.

Die Stimmung des Konzerts war anfänglich geprägt von der Trauer über die maßlose Gewalt, die so vielen Menschen in New York das Leben gekostet hatte. Allen beteiligten Künstlern gelang es im Laufe des Auftritts einen emotionalen und akkustischen Weg in Richtung Zuversicht zu bahnen. Es wurde zu keiner Zeit an diesem Abend euphorisch oder ausgelassen. Aber die Schönheit des Zusammenspiels von klassichem Orchester, Elektro, Chor und Sologesang war unübertroffen. Ich erinnere mich, dass ich aus dem Konzert ging und zu  meiner Freundin sagte: „Wenn mir versprochen wird, dass ich einmal im Jahr ein solches Konzert erleben darf, verschenke ich dafür meine CD-Sammlung.“

Vom Konzert in Frankfurt gibt es keine Video-Mitschnitte, aber eine geniale Audioaufzeichnung.

🙂

Hier einige Video-Fundstücke von beschriebener Tour, um einen Eindruck zu gewinnen:

Das Angebot mit der CD-Sammlung steht übrigends nicht mehr! Ich habe aber auch kein vergleichbares Konzert seitdem wieder erlebt. In eine gleiche Richtung ging 6 Jahre später die Tour-Premiere von Deine Lakaien „20 Years of Electronic Avantgarde“ zusammen mit der neuen Philharmonie Frankfurt, die ebenso in der Alten Oper Frankfurt stattfand. Unglaublich schön, aber für mich dann doch nur Platz 2.

Gothic Friday im Mai – Do Goth Yourself

Posted in allgemein with tags , , , , , , on 21. Mai 2011 by tobikult

Dieser Gothic Friday lockt unseren Gestaltungswillen. Stimmt es, dass der wahre Grufti all das Schwarz um sich herum selbst bastelt? Wie erklärt sich dann der Erfolg von Xtrax, Caleidolex und Co?
Ich habe lange überlegt, bei welcher DIYS-Aktivität ich mich in der letzten Zeit so richtig ausgetobt habe. Da sind mir unsere Möbel eingefallen. In Sachen Einrichtung sind wir mal eine gepflegte Seniorenresidenz mal ein Obdachlosenheim.

Analog zur Volksweisheit „Wer mit Holz arbeitet, kann kein schlechter Mensch sein“, finde ich Gefallen daran, alte Möbel zu suchen und wieder hübsch und, wer hätte es geahnt, dunkler zu machen. Ich finde die Schmuckstücke gerne auf dem Sperrmüll, scheue aber auch nicht eine Versteigerung bei ebay.

Die wichtigsten Werkzeuge sind, neben Schmirgelpapier, Lasuren und Pinsel diese beiden treuen Gefährten:

Hier stelle ich einige meiner letzen Projekte vor:

Ein frühes Opfer. An der Straße im Regen stehend entdeckt. Vor dem Sperrmüll gerettet. Auf diesem alten Schweizer-Armee-Spind waren so viele Lackschichten drauf, dass wir sogar mit einem Elektrohobel gearbeitet haben. Bald bekommt das gute Stücke eine weitere Lasur mit meiner Lieblingsfarbe: Nussbaum-DUNKEL.

Ich war von der schlichten Form des oben gezeigten Spinds angetan und habe ein weiteres Exemplar bei ebay für 40 EUR ersteigert. Der Spind war mit leberwustgrünen Lack zugekleistert, auf der Rückseite zudem eindeutig als Wehrmachts-Eigentum gekennzeichnet. Ich kann mich noch erinnern, dass ich Schmirgelpapier im Wert von weiteren 40 EUR verbraucht habe, um ihn zu befreien. Heute dient er uns als Hausbar. Seine böse Vergangenheit sieht ihm keiner mehr an und ich bin froh, dass wir ihn vor Devotionalienjägern retten konnten.

Unser heutiger Aktenschrank war einmal eine Aufbewahrung für Arbeitskleidung in einer Werkstatt des Frankfurter Güterbahnhofs. Auch eine ebay-Eroberung. Dieses Möbel war so schwer beschädigt, dass ich am Deckel eine ganze Seite neu anbringen musste. Nussbaum-dunkel tröstet bei kleinen Ungenauigkeiten das Auge.

Dann ist mir vor ein paar Jahren eine Truhe zugelaufen, die dringen eine liebevolle Zuwendung braucht, um in ein neues Leben überführt zu werden. Da wir sie bereits an ihren zugedachten Platz gehieft haben, wird sie auch schon als Stauraum und als Sitzgelegenheit genutzt. Mein Antrieb, ihrem Verfall aktiv entgegenzutreten, ist derzeit gering. Nichts hält länger als ein Provisorium.


Eine weitere Bastelwut lebe ich beim Designen und Produzieren von Buttons aus. Da aber Orphi bereits mit dem ultimativen Aktions-Button diese gruftitypische Beschäftigung vorgestellt hat, hier nur zur Ergänzung mein Maschinentyp, mit dem ich ganz zufrieden bin: