Seit Tagen überbieten sich die Massenmedien in der Dramatisierung der einzigen Topmeldung des noch jungen Jahres: Das Wetter!
Die Unwetterschlampe „Daisy“ soll demnach über Deutschland „fegen“ und für „sibirische Verhältnisse“ sorgen. Der „Fakten, Fakten,und immer an den Leser denken“-Focus will gar Hamsterkäufe beobachtet haben (was das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe so auch empfiehlt) und Fernsehmoderatoren raten der Bevölkerung, Kerzen und Decken bereitzuhalten. Wie so oft im Leben hilft ein Blick aus dem Fenster. Jepp, es hat geschneit. Ok, Tag 4 um den Gefrierpunkt; aber solch ein Wetter ungestraft „sibirische Verhälntisse“ zu nennen, können sich ein paar Verbalagressoren nur erlauben, weil die Generation der Bundesbürger, die sich vor ein paar Jahren vor Ort ein Bild über den sibirischen Winter gemacht hat, nicht mehr unter uns weilt. Die deutsche Sprache hat für dieses unerhörte Wetterphänomen einen Begriff, den ich hier erneut zur Verwendung vorschlagen möchte: WINTER.
Nachdem wir also nicht mehr wissen wie Winter aussieht, keiner mehr eine Ahnung hat wie man das selbständig überlebt, ist meine Hoffnung auf den nächsten wichtigen zivilisatorischen Entwicklungsschritt nach Erfindung des Rades dahin. Ich hatte so gehofft, die Menschen würden im nächsten Winter endlich raffen, dass man Salz nicht prophylaktisch streuen kann und dass man auf einer geschlossenen Schneedecke besser vorankommt als auf selbstverschuldetem Schneematsch, der am nächsten Tag bereits wieder gefroren ist.

Schock: auch in Heidelberg ist Winter! (Quelle: http://www.spiegel.de)